Abstand vom Mainstream
‚Distar‘, Spanisch für ‚verschieden sein‘ oder ‚von etwas Abstand nehmen‘. Oder der Bandname von fünf jungen Progressivrockern aus Wiesbaden. Verschieden sind die Mitglieder des jungen Quintetts, sowohl untereinander als auch im Vergleich mit anderen Musikgruppen. „Von Beginn an war klar, dass wir nicht covern wollen,“ erklärt Gitarrist und Sänger Lukas Gorris, aus dessen Duo mit Keyboarder Konstantin Wenning schließlich die fünfköpfige Band ‚Distar‘ entstand.
Durch den starken Willen der Jungs ihre Songs selbst zu schreiben dauerte es einige Zeit, bis ein konzerttaugliches Repertoire entstanden ist. Etwa zwei Jahre Probenzeit und Songwriting dauert es, bis die Musiker erstmalig auftraten. „Es war ein langwieriger Prozess,“ reflektiert Schlagzeuger Raphael Sturm, „denn wir waren und lange nicht einig.“ Sein Bandkollege Konstantin fügt hinzu:“ Man sagt ja, dass demokratische Bands nicht funktionieren. Aber bei uns klappt das!“
Ihr erstes Konzert, so erinnert sich Wenning „hat uns selbst überrascht.“ Auf einem Bandcontest in Limburg überzeugten sie die Jury mit ihrer, wie sie es selbst nennen, „gewöhnungsbedürftigen Musik.“ Gewöhnungsbedürftig deshalb, da sie fernab von Mainstream ist und hauptsächlich auf der Liebe zur Musik basiert. Drummer Raphael beschreibt ihre Musik humorvoll als „das Gegenteil von Hintergrundbeschallung. Man kann ‚Distar‘ nicht beim Bügeln hören.“ Der zwanzig Jahre alte Konstantin Wenning umschreibt den Zugang zu ihrer Musik detaillierter: „Man muss sich warmhören und darauf einlassen.“ Dabei haben die fünf Jungs nie um des Kompliziertseinwillens bewusst festgelegt, „komplizierte“ Musik zu machen. Laut Wenning, dem angehenden Psychologiestudenten sei diese Entwicklung aus einem Bauchgefühl enstanden. Eine Bewegung hinter der auch seine Kollegen stehen. Jedes Stück, so erläutern sie durchlaufe einen Entstehungsprozess, den der Hörer unmittelbar nachvollziehen könne. Deshalb dauern ihre Kompositionen nicht nur übliche drei Minuten, sondern erstrecken sich gut und gerne über eine Viertelstunde. „Wir hören selbst Musik aus dem Genre des Progressiv- und Postrocks und schätzen Detailreichrum sehr,“ sagt Lukas Gorris und ergänzt breit grinsend: „deshalb macht es uns auch großen Spaß kleine Details in unseren Liedern zu verstecken.“
Um die Magie der Musik erhalten zu können, habe sich der blonde 19jährige bewusst entschieden, sein liebstes Hobby als solches zu bewahren: „Ich spreche da für alle von uns.“ Sein Schulfreund Konstantin erläutert gemäß seines angestrebten Studienfachs: „Die Musik dient als Transmitter zwischen der Außenwelt und dem Ich. Sie stellt eine Parallelwelt dar, die möglichst nicht von äußeren Einflüssen beeinträchtigt werden soll.“ Zur Vermittlung ihrer Musik nutzt das Quintett, das neben Raphael, Konstantin und Lukas auch aus Bassist Pascal „Palle“ Fey und Gitarrist Viktor Alexander besteht, nahezu ausschließlich den Klang ihrer Instrumente. „Es kommen zwar immer wieder einzelne Textpassagen vor, aber im Vordergrund steht der instrumentale Aspekt.“
Derzeit sind die Musiker damit beschäftigt in Eigenregie ihr erstes Album aufzunehmen, doch noch ist kein Titel gefunden, mit dem das Kollektiv einverstanden ist. Konstantin erklärt lachend: „Wir sind vertrackte Perfektionisten. Alle!“ Das Album, so sind sich die fünf Musiker einig solle den Abschluss eines ereignisreichen Jahres bilden. „Unser persönliches Highlight war der Auftritt mit der Band ‚Hirsch-Effekt‘“, erinnert sich Raphael. Und auch das kommende Konzert mit der US-Band „If these trees could talk“ wird ihnen sicher in guter Erinnerung bleiben, bevor sich die Wege der Jungs bedingt durch das Studium trennen. Ihre Zukunft hänge von Zu- und Absagen der Hochschulen ab, aber trennen werden sie sich deshalb nicht.
Lukas Gorris sieht den Vorteil der Verstreuung der Mitglieder: „Dann haben wir in vielen Städten Anlaufstellen und können unser Netzwerk erweitern.“