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Der König tanzt

Bettina darf diesmal ihre Brüste drin lassen, denn auch König Boris Lauterbach, ein Drittel von „Fettes Brot“,  lässt seine Kollegen an Tagen wie diesen zu Hause, im hohen Norden.

Noch bevor der König höchstpersönlich tanzt, tanzen seine Untertanen, die im Gleichklang mit dem starken Regen in die Räucherkammer tröpfeln, zu Trashpop der 80er und 90er Jahre.

Die Musiker um den Frontmann der Kultband „Fettes Brot“ geben sich bescheiden: IKEA Handtücher, ein kleiner Raum, eine kleine Bühne, ein überschaubares Publikum. Kein roter Teppich und keine Allüren. Zwei Flaschen stilles Wasser und eine Flasche Bier braucht der ‚King of tiefgründige Texte‘ für seinen Auftritt. Ein Kontrastprogramm für einen Künstler, der es gewohnt ist vor mehreren tausend Zuschauern zu performen.

Der Monarch lässt die Puppen tanzen, deren Geruch nach Pubertät sich mit dem Duft von Kartoffelgratin aus dem Backstagebereich großzügig in dem engen Raum auf dem Schlachthofgelände verteilt."König" Boris Lauterbach

„Der König tanzt,“ der dritte Song des Abends und gleichzeitig Bandname des Soloprojektes ist mehr als ein Name. Es ist das Manifest einer Tatsache. Der Sänger könnte sich auch Captain Boris nennen: Mit einer fünfzig Pfund Note am Revers der armeegrünen Jacke und einem Kiss-Gedächtnis-Makeup werden die „Mutigen und Neugierige Wiesbadener Zuschauer begrüßt. „Ihr wisst ja gar nicht was los ist!“

Niemand weiß genau was los ist, niemand kennt die Texte, aber alle sind gespannt. Gespannt auf das neue Gesicht des Nordlichts, dessen Musik in keiner Sekunde an die Brote aus der Hansestadt erinnern. Vielmehr erinnern die Electro-Pop-Trash Klänge an Kinder- und Jugendtage mit strenglimitierten Spielzeiten an ‚modernem Spielzeug‘, denn jedes Lied klingt als sei es die Hintergrundmusik eines Gameboy-Spiels. Natürlich mit schwarz-weiß-Display. Das musikalische Komplettpaket im ständigen Wechsel zwischen junggebliebenen Alten und frühzeitig alternden Jungen. Die Texte hingegen fordern das erwachsene Denkvermögen. Er singt von einem freien Zimmer mit Blick auf Häuserwand und vom tanzenden König – „einem Gedicht zur Selbstoptimierung“. Eine gesunde Portion Selbst- und Gesellschaftskritik neben einer sympathischen Mischung aus Sarkasmus und Wortwitz erwecken den Anschein, als wäre „Der König tanzt“ die Antwort eines Peter Pans der Neuzeit.

Das Stück „Alles dreht sich“, zeigt sich als Mittelpunkt der kurzweilige, einstündigen Show. Alles dreht sich und alle singen mit: „Ab jetzt ist nichts mehr möglich“.

 

 

 

 

Abstand vom Mainstream

‚Distar‘, Spanisch für ‚verschieden sein‘ oder ‚von etwas Abstand nehmen‘. Oder der Bandname von fünf jungen Progressivrockern aus Wiesbaden. Verschieden sind die Mitglieder des jungen Quintetts, sowohl untereinander als auch im Vergleich mit anderen Musikgruppen. „Von Beginn an war klar, dass wir nicht covern wollen,“ erklärt Gitarrist und Sänger Lukas Gorris, aus dessen Duo mit Keyboarder Konstantin Wenning schließlich die fünfköpfige Band ‚Distar‘ entstand.

Durch den starken Willen der Jungs ihre Songs selbst zu schreiben dauerte es einige Zeit, bis ein konzerttaugliches Repertoire entstanden ist. Etwa zwei Jahre Probenzeit und Songwriting dauert es, bis die Musiker erstmalig auftraten. „Es war ein langwieriger Prozess,“ reflektiert Schlagzeuger Raphael Sturm, „denn wir waren und lange nicht einig.“ Sein Bandkollege Konstantin fügt hinzu:“ Man sagt ja, dass demokratische Bands nicht funktionieren. Aber bei uns klappt das!“

Ihr erstes Konzert, so erinnert sich Wenning „hat uns selbst überrascht.“ Auf einem Bandcontest in Limburg überzeugten sie die Jury mit ihrer, wie sie es selbst nennen, „gewöhnungsbedürftigen Musik.“ Gewöhnungsbedürftig deshalb, da sie fernab von Mainstream ist und hauptsächlich auf der Liebe zur Musik basiert. Drummer Raphael beschreibt ihre Musik humorvoll als „das Gegenteil von Hintergrundbeschallung. Man kann ‚Distar‘ nicht beim Bügeln hören.“ Der zwanzig Jahre alte Konstantin Wenning umschreibt den Zugang zu ihrer Musik detaillierter: „Man muss sich warmhören und darauf einlassen.“ Dabei haben die fünf Jungs nie um des Kompliziertseinwillens bewusst festgelegt, „komplizierte“ Musik zu machen. Laut Wenning, dem angehenden Psychologiestudenten sei diese Entwicklung aus einem Bauchgefühl enstanden. Eine Bewegung hinter der auch seine Kollegen stehen. Jedes Stück, so erläutern sie durchlaufe einen Entstehungsprozess, den der Hörer unmittelbar nachvollziehen könne. Deshalb dauern ihre Kompositionen nicht nur übliche drei Minuten, sondern erstrecken sich gut und gerne über eine Viertelstunde. „Wir hören selbst Musik aus dem Genre des Progressiv- und Postrocks und schätzen Detailreichrum sehr,“ sagt Lukas Gorris und ergänzt breit grinsend: „deshalb macht es uns auch großen Spaß kleine Details in unseren Liedern zu verstecken.“

Um die Magie der Musik erhalten zu können, habe sich der blonde 19jährige bewusst entschieden, sein liebstes Hobby als solches zu bewahren: „Ich spreche da für alle von uns.“ Sein Schulfreund Konstantin erläutert gemäß seines angestrebten Studienfachs: „Die Musik dient als Transmitter zwischen der Außenwelt und dem Ich. Sie stellt eine Parallelwelt dar, die möglichst nicht von äußeren Einflüssen beeinträchtigt werden soll.“ Zur Vermittlung ihrer Musik nutzt das Quintett, das neben Raphael, Konstantin und Lukas auch aus Bassist Pascal „Palle“ Fey und Gitarrist Viktor Alexander besteht, nahezu ausschließlich den Klang ihrer Instrumente. „Es kommen zwar immer wieder einzelne Textpassagen vor, aber im Vordergrund steht der instrumentale Aspekt.“

Derzeit sind die Musiker damit beschäftigt in Eigenregie ihr erstes Album aufzunehmen, doch noch ist kein Titel gefunden, mit dem das Kollektiv einverstanden ist. Konstantin erklärt lachend: „Wir sind vertrackte Perfektionisten. Alle!“  Das Album, so sind sich die fünf Musiker einig solle den Abschluss eines ereignisreichen Jahres bilden. „Unser persönliches Highlight war der Auftritt mit der Band ‚Hirsch-Effekt‘“, erinnert sich Raphael. Und auch das kommende Konzert mit der US-Band „If these trees could talk“ wird ihnen sicher in guter Erinnerung bleiben, bevor sich die Wege der Jungs bedingt durch das Studium trennen.  Ihre Zukunft hänge von Zu- und Absagen der Hochschulen ab, aber trennen werden sie sich deshalb nicht.

Lukas Gorris sieht den Vorteil der Verstreuung der Mitglieder: „Dann haben wir in vielen Städten Anlaufstellen und können unser Netzwerk erweitern.“

Individualität mit Gänsehaut-Garantie

Sounds like sounds I do like: SoundsLike

Einer Erklärung für den Namen der Band bedarf es wohl kaum. Hört man die Musik der fünfköpfigen Vocalband aus Wiesbaden denkt man sich: „Das klingt doch wie…“

Das klingt wie eine Band mit viel instrumentalem Equipment und darüber hinaus tragenden Gesangsstimmen. Wer jedoch näher hinsieht und vor allem hinhört wird schnell feststellen: „Das klingt nur wie“, denn als einziges Instrument verwenden die passionierten Musiker von „SoundsLike“ ihre Stimmen. Die fünf Sänger imitieren bei weitem keine Klänge mehr, sie sind schon eins geworden mit den Instrumenten. Jedoch ist niemand auf ein Tonwerkzeug spezialisiert. „Es wird ständig rotiert“, berichtet Bandgründer Colja Carls und Altistin Nina Rosenberger fügt hinzu: „Das ist auch wichtig, da es  keinen alleinigen Leadsänger gibt, sonder es um den Ensembleklang geht.“ Um sich vom „eingestaubten“ Begriff des „a capella“ und auch dem Vergleich mit anderen Stimmkünstlern zu distanzieren manifestiert Carls : „Wir sind weder die ‚Comedian Harmonists‘ noch die ‚Wise Guys‘, „Sicher haben wir unsere Vorbilder“, ergänzt Bass Jannis Woogk, „aber wir kopieren nicht.“

Obgleich die Devise „Hauptsache Spaß auf der Bühne“ als kleines internes Ritual vor jedem Auftritt proklamiert wird, zählt während der musikalischen Darbietung vor allem auch das oftmals gelobte Gefühl, welches die facettenreichen Musiker um Colja Carls vermitteln. Auch für die Mitglieder selbst ist „dieses ganz spezielle Feeling“, wie Nina es beschreibt der Hauptbeweggrund, ganz ohne die Verwendung von Instrumenten zu singen. „Die Stimme, so fährt die Studentin fort, „ist die direkteste Art Musik zu machen und gleichzeitig auch das stärkste und emotionalste Instrument.“ Mit einem für sie typischen breiten Grinsen verweist sie dabei auf ihren Bandkollegen, Marcel Kärcher. „Der Romantiker“, wie er liebevoll genannt wird. Marcel, so betont Wirbelwind Nina, bringe das Gefühl aller Sänger in die Herzen der Zuschauer. Tatsächlich gelingt es der Vocal-Formation ihr Publikum zu berühren. Mit dafür verantwortlich ist sicherlich auch die Musikauswahl des Repertoires, welches fünfstimmig als „zu 70% moderat-ruhig“ beschrieben wird. Aber auch flottere Stücke die Stimmung machen,  mit markanten Beats und Bass-Lines finden  sich zwischen den Balladen. So findet sich auch Kult-DJ David Guetta in Dancefloor-Adaptionen an der Seite  Katy Perrys wieder. Neben diesem beliebten Medley, welches bislang als Zugabe der Gruppe gespielt wird, sollen zukünftig noch weitere „Lieder zum Abgehen“ mit aufgenommen werden.

Die oftmals melancholische Liedselektion begründet das Quintett allerdings durch ihre häufigen Auftritte auf Hochzeiten und Geburtstagen, wo gefühlvolle Stücke selbstverständlich gefragt sind. „Da möchte man natürlich berühren um in guter Erinnerung zu bleiben,“ stellt Sopranistin Maria Knobloch treffend fest und Kärcher fügt lächelnd hinzu: „und spätestens wenn die Braut weint, haben wir alles richtig gemacht!“ Mit Emotions-Garanten wie „You raise me up“ oder „Ave Maria“ gelang es den jungen Sängern bislang stets dieses spezielle Qualitätssiegel zu erhalten.

Von ihrer ersten Gage gingen die Fünf Einkaufen. Der Bandälteste, Jannis Woogk erzählt lachend:  „Jeder durfte in den Einkaufswagen legen, worauf er gerade Lust hatte. Schluss endlich war der Wagen voll mit allerlei ungesunden Dingen, die wir im Anschluss zusammen verzehrt haben.“ Nach einer Pause gefüllt von schallendem Gelächter ergänzt er, sichtlich um Ernsthaftigkeit bemüht:  „Das war sicher nicht vernünftig, aber eine bleibende Erinnerung.“

Mit Hilfe ihren Einnahmen konnten sich die leidenschaftlichen Sänger außerdem ihr technisches Equipment finanzieren, denn die Auftritte der „Band ohne Band“ sind nicht nur eine Frage der Gesangstechnik. Kennen gelernt haben sich die Mitglieder, mit Ausnahme von Sopranistin Maria Knobloch, durch diverse chorische Projekte. Maria, als gelungenes Beispiel herzlicher Ostintegration, wie es liebevoll heißt, wurde auf offener Straße „gecastet“ und sang sich sofort in die Herzen der übrigen Sänger.  Die Arrangements zur Perfektion des harmonischen Einklangs der einzigartigen Stimmen fertigt Gründervater Colja Carls unter Berücksichtigung aller spezifischen Qualitäten an. Er, der damals die Gruppe gründete ist es auch, der nicht nur abseits der Bühne sondern auch darauf den Takt vorgibt, denn er ist der Mann an den Vocalpercussions. Die nahezu perfekte Mimesis Carls’ Rhythmusinstrumente im Zusammenspiel mit  Gitarrenklängen, Klaviertönen, Streichern und natürlich der einmaligen Stimmen aller Bandmitglieder und dem somit provozierten „Band Sound“  ist Teil des „SoundsLike“-Gänsehautpaketes, auf welches jeder Zuhörer gefasst sein muss.  Dies wird zusätzlich verstärkt durch eindeutig instrumentierende Gestik, wie das Schlagen eines fiktiven Beckens oder dem Blasen und Ziehen einer bildhaft vorstellbaren Mundharmonika. Anders als bei den ‚Wise Guys’ oder ähnlichen Gruppen machen SoundsLike keine Unterhaltungsshow sonder konzentrieren sich vollkommen auf die Musik. Objektiv betrachtet intensiviert diese „Zusatzleistung“ allerdings die instrumentale Empfindung des Zuhörers, was natürlich ganz im Sinne von „SoundsLike“ ist – von „Comedy“ keine Spur.

Dass allerdings nicht nur stimmlich gute Harmonie herrscht beweisen die sympathischen Fünf mehrfach. Nina, der melodramatischen Wirkung ihrer folgenden Aussage bewusst, gesteht bewegend: „Ich würde diese Band für kein Geld der Welt mehr hergeben!“

Das klingt wie…eine gute Voraussetzung für ein einmaliges Erlebnis!

www.soundslikeus.de

Chris, Taylor und Chris&Taylor

„Ich will gar nicht viel – nur Musik machen!“, gesteht Chris, Frontmann der Band „Chris & Taylor“. Sein Partner Taylor genießt und schweigt, denn die namensgebende Instanz ist Chris’  Gitarre. Die Geschichte des harmonischen Duos beginnt im Jahr 2008, als Chris beschließt vorzeitig die Schule zu verlassen und nach London zu ziehen, um dort seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Zum Trotze zahlreicher kritischer Stimmen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des heute 23jährigen zieht dieser aus gen Norden um das Musizieren zu lernen. „Natürlich hat da drüben niemand explizit auf mich gewartet,“ räumt Chris ein, „dennoch waren die 13 Monate sehr lehrreich und absolut notwendig und haben positiv zu meiner Entwicklung beitragen können“. Zurück in Deutschland setzt sich das „Märchen der etwas anderen Art“ fort. „Ich war voller Elan und Motivation und wollte unbedingt in Wiesbaden auftreten,“ berichtet der passionierte Musiker. Beinahe zufällig wird er dann 2010 über wiesbaden.eins.de von Enno Uhde zum Bouffier Newcomer Bandcontest vorgeschlagen und kann sich prompt gegen vier namhafte Konkurrenten durchsetzen. „Kurz vor dem Konzert erfuhr ich, dass viele meiner Bandmitglieder verhindert waren“, erinnert sich Chris, „also musste ich improvisieren!“

Das Improvisationstalent hat sich bewährt: Noch heute spielen „Chris & Taylor“

gemeinsam mit  Jasper Hanel am Schlagzeug,  Justin Hombach mit  akustischer Gitarre, Julian Felger und Franics de la Poza , den E-Gitarristen ,sowie Norman Hoffman als Backgroundsänger, unter dem Namenszusatz „+ Band“. Zum Repertoire des Künstlers gehören vornehmlich selbstkomponierte Songs in klassischer Singer-Songwriter-Manier, aber auch Coverversionen bekannter Hits.

„Ursprünglich haben wir gecovert um das Programm zu füllen.“ Heute sind es vielmehr Neuinterpretationen, „künstlerisches Umdenken“, wie Chris es nennt. Eine Art künstlerisches Umdenken erfolgte auch in den letzten Jahren bei Chris, dessen Entwicklung unaufhörlich in Bewegung zu sein scheint. Der Autodidakt lernte erst spät Gitarre und Klavier und geht daher auffallend selbstkritisch an alle Projekte heran.  „Noch kann ich meine eigene Musik hören, aber nie ohne Verbesserungsvorschläge zu notieren“, bekennt der Musiker herzhaft lachend.

Die Ideen für seine Songs, an deren Entstehung und Entwicklung er allgegenwärtig ist, überkommen ihn in nahezu allen Lebenslagen. „Häufig ist es ein Weg, erlebtes zu verarbeiten.“

Sein bescheidenes Ziel ist es, von der Musik zu leben und jeden damit anzusprechen, „der sich angesprochen fühlt.“

Allmählich werden die kritischen Stimmen von damals leiser und sein Gesang lauter. Vor allem aber das Spektrum seiner Anhänger zusehends größer.

Da steppt der Bär

„Im Herzen haben wir uns schon immer gekannt“, bekennt Frontsänger Piotr Potega mit dem gleichen melancholischen Gespür, welches auch die Lieder seiner Band „In Hope“ innehaben.

Mit gefühlsbetonten Texten und ruhigen Melodien wollen die vier jungen Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren, begeistern. Als Folk-Rock-Band bezeichnen sie sich selbst. Jedoch bestätigen alle Bandmitglieder, dass seit ihrer Gründung im Jahr 2007 eine enorme musikalische Entwicklung stattgefunden hat. Auch das musikalische Ziel der Jungs hat sich verändert, ist erwachsener geworden. Wo andere Bands von einer großes Karriere schwärmen bleiben die vier Wiesbadener auf dem Boden der Tatsachen: „Wir wollen glücklich machen und wollen, dass unsere Musik wertgeschätzt wird,“ fasst Bassist Jan Völkel das Vorhaben zusammen. Schlagzeuger Leo Wölfel ergänzt:“ Es sollen alle etwas mit unserer Musik anfangen können und sich angesprochen fühlen.“ Besonders auf ihre Texte legen die Musiker großen Wert. „Jede Textzeile hat eine Bedeutung,“ erläutert Piotr, der alle Texte der neun bisher veröffentlichten Lieder schrieb.

„Und in diesen Texten darf niemand herumbasteln,“ manifestiert Potega, der eine besondere Vorliebe für das Spiel mit Worten entwickelt hat.

Auf die Frage nach ihrem Lieblingslied von „In Hope“ sind sich die Bandmitglieder einig – „5 minutes“ ist es, was ihnen besonders am Herzen liegt. Es entstand erst kürzlich, ebenso spontan bei einer Jamsession wie die meisten Lieder. „5 Minutes“ handelt von fehlendem Zugehörigkeitsgefühl in einer Gruppe und vom Unverständnis der Gesellschaft. „And I will send you a letter, whisper it in Chinese“  gehört ebenfalls zu den favorisierten Textzeilen der begabten Jungs. „Immer wieder,“ so berichtet Gitarrist Yannick Brandl, „sind die Leute überrascht, wie reif und erwachsen unsere Musik ist.“ „Dabei sind wir eigentlich alles Kindsköpfe,“ fügt Piotr laut lachend hinzu. Die Besonderheit der Band mag ihre Reflektiertheit und die gleichzeitige Leichtigkeit sein, welche Kompositionen wie „Harmony“ oder auch „Rome was not built in a day“ de Zuhörer vermitteln.

Die entsprechenden Ideen zu den Songs kommen spontan, „einen Geistesblitz hatte ich noch nie“, so Songwriter Piotr. An den kuriosesten Moment einer Liedidee kann er sich doch erinnern. Es war der Text zur Folkballade „Artwork“, der ihm auf dem stillen Örtchen einfiel und umgehend notiert werden musste. „Aber meistens sind es Songpuzzle, einzelne Liedbaustellen an denen ich solange herumbastle, bis ich damit zufrieden bin,“ erläutert der Frontsänger seine typische Vorgehensweise. „Ein Lied muss reifen, bis ich es mag,“ fügt er schelmisch grinsend hinzu.

Er fungiert dabei nicht nur als klassischer Singer-Songwriter, sondern ebenfalls als Pianist, Gitarrist und, so fassen es seine Bandmitglieder zusammen, als „Rohmateriallieferant“. Dieses Rohmaterial wird gemeinschaftlich zu einem Gesamtwerk geschliffen.

Viele dieser Gesamtwerke werden auch auf dem geplanten Album zu finden sein. „Hey Folks“ soll es heißen, in Anlehnung an den Ausruf eines ehemaligen Lehrers und natürlich bezugnehmend auf das Genre welchem sich „In Hope“ zu ordnet.  Noch ist dessen Produktion jedoch nicht in trockenen Tüchern. „Wir brauchen Zeit,“ proklamieren die vier Jungs, die neben ihrer Musik zur Schule gehen oder eine Ausbildung absolvieren. Zum Markenzeichen der Band hat sich neben den melancholischen Texten auch der Auftritt Potegas im Bärenkostüm etabliert. Darauf angesprochen gesteht er, dass er stets großes Lampenfieber habe. Das Kostüm fungiert dabei als Schutzschild.

„Es steht dann der Bär auf der Bühne, nicht Piotr.“

Einfach „Bamm!“

„Bamm!“ ein Ausdruck der Begeisterung, „Bamm!“ eine Reaktion der Überraschung, „Bamm!“ ein Synonym des Glücks.

BAMM eine Band die ebenso vielseitig ist wie die Interpretation des namensgebenden Begriffs.

Aus einer Floskel von Leadsänger Michi Wilson entstand ein Name, der Programm ist.  Die vier Jungs um den kanadischstämmigen Singer-Songwriter übertragen den Spaß, den sie an ihrer Musik haben auf ihr Publikum. Aber vor allem nehmen sie sich selbst nicht allzu ernst. So wie ihr Rockstarimage. Ihr neues Bandoutfit entsprang einem „C&A-Unfall,“ wie es Gitarrist Manu Gardner Fernandes bezeichnet. „Unsere Wunschhemden gab es nicht mehr in unseren Größen!“ Deshalb tragen die Alternative Rocker nun weiße Hemden mit geblümtem Revers. Spontanität, sowie ein Hang zur Ironie zeichnet die  Musiker aus.

Ihr bisheriges festes Repertoire aus 15 Songs zeugt ebenfalls davon.  „Die meisten der Songs entstanden beim Jammen,“ berichtet Gitarrist Manuel. „Als erstes steht meistens die Gitarrenstimme fest, bevor dann, nach und nach, der Rest dazu kommt.“ Der Rest, dass sind die weiteren Bandkollegen und deren Instrumente : Jascha Baumgardt am Schlagzeug, Piotr Mierzwa am Bass und „Michi an den Vocals.“ „Oft steht dann die Musik, aber die Texte gibt es noch nicht,“ gesteht der Frontsänger, während Manuel hinzufügt: „Die Kreativität hört bei uns nie auf, wir müssen aufpassen, dass bei uns nichts im Chaos ausartet. Wir müssen Eins nach dem Anderen entwickeln, denn wir haben viel zu viele neue Ideen!“ Die verschiedenen Stile in denen ihre Lieder erstrahlen umschreiben die Einzigartigkeit der Band, deren persönlich gesetztes Ziel es ist, eine große Bandbreite an Genres zu bedienen. „Wir haben alle ganz unterschiedliche Geschmäcker – von KIZ bis Jack Johnson  – und jeder sollte etwas von unserer Musik haben. Nicht zuletzt wir selbst“ erklärt Piotr lachend die musikalische Zuordnung.

So erscheint es keinesfalls befremdlich, ein breitgefächertes Spektrum während eines Konzertes auf der Bühne zu präsentieren. Im Gegenteil; BAMM sorgen für ein positiv überraschendes Feuerwerk auf der Bühne. Sie erinnern an eine Wiesbadener Melange aus der schwedischen Rockband „Mando Diao“ und den US-amerikanischen „Red Hot Chilli Peppers“, mit einem Häubchen aus „The White Stripes“. Einflüsse von Jason Mraz lassen sich allerdings ebenso erkennen, zum Beispiel in Wilsons Solostück „A little wish“, wie auch Parallelen zu Legenden wie „Aerosmith“ zu finden sind.  Die Vier wollen sich schlicht nicht festlegen, und schon gar kein Klischee einer Rockband erfüllen. Sie ordnen sich selber dem „Alternative Rock“ zu, welcher wiederum Einflüsse sämtlicher weiterer Genres toleriert, integriert und akzeptiert. Nach eben diesem integrativen Prinzip wird auch jedes Talent der individuellen Bandmitglieder mit einbezogen.

Schlagzeuger Jascha beispielsweise, der beim Konzert auf dem Schlachthofgelände bei „Folklore NullElf“ lauthals aus dem Hintergrund mitsang wird in naher Zukunft auch ein Mikrofon bekommen und von seinem Podest aus Frontmann Michi unterstützen.

Von dessen Sangeskunst kann man sich auch auf dem diesjährigen Jugendkulturfestival „Youth Culture 65xxx“ auf dem Dernschen Gelände überzeugen. Man sollte dabei gebannt zuhören, wie seine Singstimme von sehnsuchtsvoll glockenklar zu geheimnisvoll verrucht umschwingt und dabei erkennen, dass man sich nicht auf eine Musikrichtung festlegen muss, um authentische Musik zu machen.

Was bleibt da noch zu sagen ? Die Jungs sind einfach „Bamm!“

Joy to the World

Schick in Schwarz und mit feierlichen Visagen lud der Gospelchor „Xang“ im Jahr des 15. Jubiläums seine Zuhörer, unter dem Motto „Joy to the World“, in die Wiesbadener Ringkirche ein.

Dem Chornamen „Xang“ – einee phonetisch-lautmalerischen Darstellung der Passion des Chores: Gesang – wurde der mehr als 30 Köpfe zählende Chor mit dem Gewissen „X-tra“ gerecht. Mit einem gekonnt kombinierten und abwechslungsreichen Programm gelang es den „Xängern“, wie sich die Mitglieder selbst bezeichnen, über einen Zeitraum von zwei Stunden hinweg das Publikum in ihren Bann zu ziehen.  Bereits mit dem effektvoll inszenierten Einzug des wortwörtlich lichtbringenden Chores wurden Gedanken an die klischeehafte Langeweile bereits erlebter Weihnachtskonzerte aus den Köpfen der Zuhörer vertrieben. Ein stiller Auftritt der dreiköpfigen Band leitet den ruhigen Einzug der Chormitglieder, jeder einzelne eine Kerze tragend, ein. „In your name we’re all the same“ wird dabei mit ansteigender Intensität dem leuchtenden Oberlicht der Kirchendecke entgegen gesungen.Tenor Marcel Kärcher mit Chor

Chorleiter Gerd Müller nennt das alljährliche Weihnachtskonzert den „Höhepunkt des Chorjahres“. Mit Authentizität und strahlenden Gesichtern vermitteln die Sängerinnen und Sänger die Freude an der Musik und lassen somit das ausverkaufte Konzert mit Hilfe der wunderbaren, allumfassenden Akustik der Ringkirche zu einem außerordentlichen Erlebnis werden. Unvermeidbar wippt der Fuß mit und auch die Hände wollen klatschen und schnipsen zugleich – der Chor lebt es vor und das begeisterte Publikum nimmt es dankend an.

Neben der beeindruckenden stimmlichen Überzeugungskraft des Chores, welcher abermals unter Beweis stellte, dass auch weiße Stimmen Gospel singen können, lebt das bunte Programm auch von der individuellen stimmlichen Leistung einzelner Solisten, stets begleitet durch die Stimmgewalt des Ensembles. Mit einer gefühlvollen Interpretation von Stings weltweitem Erfolgshit „Fragile“ überzeugt Tenor Marcel Kärcher, welcher neben sechs weiteren Solisten vor dem Podest aller Sänger sein Können demonstriert. Die Augen geschlossen und mit der linken Hand unterstützend gestikulierend macht er überzeugend begreifbar, wie zerbrechlich der Mensch doch ist. In den Worten Gerd Müllers stellt dieser Song, einer Vielzahl weihnachtlicher Lieder folgend, mit Verweis auf Geschehnisse des Jahres 2011 eine Art Jahresrückblick dar. Für „Xang“ ein Jahr der Feierlichkeiten. Die Leistung des Chores zeugt auch von der langen  Zusammenarbeit der Mitglieder und dem Gemeinschaftsgedanken.

„In your name[…] we’re all together[…] all unified” hieß es im Eröffnungslied. Vereint sind die Sängerinnen und Sänger aber nicht nur im Namen des Herren, sondern auch in der Leidenschaft zur Musik und dem Wunsch diese zu teilen.

Interaktion sowohl untereinander als auch mit dem Publikum sind an der Tagesordnung und sorgen dafür, dass Pianist Wolf Dobberthin den begeisterten Beifall mit einem lautstarken Einsatz des folgenden Liedes vehement unterbrechen muss, doch das Publikum war nur schwer zu stoppen. Nach dem letzten Titel des laufenden Programms wurde mit stehenden Ovationen nach einer Zugabe verlangt welche „Xang“, typisch Gospel mit „Oh happy day“ gerne erteilte.

„stell dir vor, kollektives Wiesbaden,du erwachst in einem Kingsize-Bett in deinem 200 m² großen Schlafzimmer“

Sich einmal wieder wie mit 14 fühlen und die Revolution der Graswurzeln anzetteln. Ein Denkmal bauen, zwar nicht auf dem Platz vor Aldi, aber auf dem Schlammfeld dahinter.

Unzählige Besucher besuchten das Konzert, um dieses Gefühl aufleben zu lassen,oder einfach

 ihren Helden zu huldigen. „Die Helden“ lassen sich nicht lange bitten. Als fulminanten Auftakt spielen „Wir sind Helden“ „Was uns beiden gehört“, ein Lied aus ihrem frisch veröffentlichten Album mit dem auffordernden Titel „Bring mich nach Hause“.  „Uns beiden gehört an diesem Abend die Bühne hinter der großen Halle des Schlachthofes – ,dir’, dem „kollektiven Wiesbaden“ und mir“ erklärt Frontfrau Judith Holofernes ihr Vorhaben. Traumatisiert von den Unwettern der letzten Tage und dadurch bedingt einem abgebrochenen Konzert in Hamburg freut sich die authentische Sängerin sichtlich über das „milde Klima“ der Landeshauptstadt. Statt unaufhörlichen Wassermassen regnet es lediglich Seifenblasen vom Himmel über den Zuschauen zu den Klängen von „Ein Elefant für dich.“, während sich Paare und Freunde liebevoll zu der Textzeile „Halt dich bei mir fest, steig auf ich trage dich“ aneinander schmiegen. Ungewohnt rockig kommen die Helden dieser Tage daher, mit „live-igerem Sound“, wie es Schlagzeuger Pola Roy bezeichnet. Mit Neuinterpretationen und Variationen ihrer bekanntesten Songs, die das Publikum textsicher als Backgroundchor begleitet.  So findet Nancy Sinatras Klassiker „These Boots are made for walking“ gleichfalls einen Platz eingebettet in den Song „Von hier an blind“ wie Melodien ihres ersten Hits „Reklamation“ – eine Art Best-of-Medley der unkonventionellen Art. Obgleich die vier Berliner schon einige Jahre im Geschäft sind, hat man trotzdem das Gefühl, auch sie seien wieder 14. Keck singt Holofernes ihre Texte und rudert pirouettendrehend wild mit den Armen, während Bandkollege Jean-Michel Tourette übermütig die 70er Jahre-Gedächtnis-Lampen der Bühnendekoration zum Schaukeln bringt. Eine gekonnte Darstellung der unerträglichen Leichtigkeit des Seins, eine gelebte „Reklamation“ vom Feinsten.

Sie sind wahrlich gekommen um zu bleiben, wie ein perfekter Fleck und wollen aus dem Bild, dass sie verkörpern auch gar nicht raus. „Ihr habt die Message verstanden ?!“ ruft Judith Holofernes dem Publikum beim Song „Rüssel am Schwanz“ zu. Voilà Inspiration.

Ihr legendärer und zeitloser Song „Denkmal“ folgt als Zugabe. „Endlich!“, so hört man erleichterte Ausrufe im Publikum.

„Denkmal“, einer der größten musikalischen Erfolge der Helden, der zur Hymne einer ganzen Generation wurde und auch darüber hinaus Menschen immerwieder animiert sich Gedanken zu machen, oder zumindest mitzusingen. Wenigstens für letzteres entschieden sich nahezu alle Konzertbesucher am Samstag Abend auf dem sumpfigen Schlachthofgelände. Den Pfützen auf dem Boden zum Trotz wurde abermals gesprungen und getanzt was die müden Beine hergaben.

Ja, sie haben ihnen ein Denkmal gebaut, mit einem Konzert, dass wohl keiner der Besucher reklamieren möchte.