Archiv für Januar 2012

Mein eigenes Godot

Ich sitze und warte. Wenn ich nur wüsste worauf. Auf wen oder was ich warte, weiß ich nicht. Und warum ich warte, weiß ich ebenso wenig. Dennoch bin ich gänzlich vom Gefühl des Wartens erfüllt und erfühle nahezu sehnsüchtig jede dessen feinfühliger Einzelheiten.

Die prickelnde Vorfreude, auf das, was kommen wird. Der ekstatische Moment des eigentlichen Eintreffens, als Belohnung des Wartens. Die Nervosität, ob und wenn, wann es passieren wird. Bis dahin sitze und warte ich.

Wo ich warte, ist irrelevant. Es wird kommen, keine Frage.Halb voll ?

Ob im Café, im Auto oder unter einem Baum. Wenn es passiert, werde ich da sein und wissen, dass der Moment gekommen ist.

Ich weiß, dass ich warten, da etwas fehlt, da etwas nicht am rechten Platz zu sein scheint und weil ich von der Emotion des Wartens beflügelt hier sitze und mir diesen einen, unsagbaren Moment herbeisehne, wenn ich die Gewissheit haben werde, dass die Sehnsucht gestillt sein wird.

Manche mögen es „Glück“ nennen. Ich nenne es „Lebenszufriedenheit“.

Denn im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch entscheidet doch erst ein Verb, eine Morphemklassifizierung, ob jemand bloß Glück hat oder ob man glücklich ist.

Ich möchte es nicht haben, stelle keine Besitzansprüche, weder an andere noch an mich selbst.

Ich möchte es erleben, teilen, genießen….und los lassen.