Archiv für April 2012

Der König tanzt

Bettina darf diesmal ihre Brüste drin lassen, denn auch König Boris Lauterbach, ein Drittel von „Fettes Brot“,  lässt seine Kollegen an Tagen wie diesen zu Hause, im hohen Norden.

Noch bevor der König höchstpersönlich tanzt, tanzen seine Untertanen, die im Gleichklang mit dem starken Regen in die Räucherkammer tröpfeln, zu Trashpop der 80er und 90er Jahre.

Die Musiker um den Frontmann der Kultband „Fettes Brot“ geben sich bescheiden: IKEA Handtücher, ein kleiner Raum, eine kleine Bühne, ein überschaubares Publikum. Kein roter Teppich und keine Allüren. Zwei Flaschen stilles Wasser und eine Flasche Bier braucht der ‚King of tiefgründige Texte‘ für seinen Auftritt. Ein Kontrastprogramm für einen Künstler, der es gewohnt ist vor mehreren tausend Zuschauern zu performen.

Der Monarch lässt die Puppen tanzen, deren Geruch nach Pubertät sich mit dem Duft von Kartoffelgratin aus dem Backstagebereich großzügig in dem engen Raum auf dem Schlachthofgelände verteilt."König" Boris Lauterbach

„Der König tanzt,“ der dritte Song des Abends und gleichzeitig Bandname des Soloprojektes ist mehr als ein Name. Es ist das Manifest einer Tatsache. Der Sänger könnte sich auch Captain Boris nennen: Mit einer fünfzig Pfund Note am Revers der armeegrünen Jacke und einem Kiss-Gedächtnis-Makeup werden die „Mutigen und Neugierige Wiesbadener Zuschauer begrüßt. „Ihr wisst ja gar nicht was los ist!“

Niemand weiß genau was los ist, niemand kennt die Texte, aber alle sind gespannt. Gespannt auf das neue Gesicht des Nordlichts, dessen Musik in keiner Sekunde an die Brote aus der Hansestadt erinnern. Vielmehr erinnern die Electro-Pop-Trash Klänge an Kinder- und Jugendtage mit strenglimitierten Spielzeiten an ‚modernem Spielzeug‘, denn jedes Lied klingt als sei es die Hintergrundmusik eines Gameboy-Spiels. Natürlich mit schwarz-weiß-Display. Das musikalische Komplettpaket im ständigen Wechsel zwischen junggebliebenen Alten und frühzeitig alternden Jungen. Die Texte hingegen fordern das erwachsene Denkvermögen. Er singt von einem freien Zimmer mit Blick auf Häuserwand und vom tanzenden König – „einem Gedicht zur Selbstoptimierung“. Eine gesunde Portion Selbst- und Gesellschaftskritik neben einer sympathischen Mischung aus Sarkasmus und Wortwitz erwecken den Anschein, als wäre „Der König tanzt“ die Antwort eines Peter Pans der Neuzeit.

Das Stück „Alles dreht sich“, zeigt sich als Mittelpunkt der kurzweilige, einstündigen Show. Alles dreht sich und alle singen mit: „Ab jetzt ist nichts mehr möglich“.

 

 

 

 

The Mailbox

She has been sitting on a wooden stool eversince the first messages reached out for her ears.

Her ears were far too small to match her face and her face was far too small to match her entire body. Her body was infact too large to suit the unusual construction she has placed herself on. A fragile wooden building that seemed very likely to crack any moment she would eventually do a movement that was not of the chair’s pleasure. She received a lot of messages: from the right and from the left-ear side. She listens and replies. She is twisting and turning. She listens and remains silent. She listens.

Is she left because she is right?

The seat’s surface is creaking and squeaking below the heavy burden of her appearance. Sorrow, grieving and anger are her neighbours to the left, disappointment and despair to her right. No future in front and no past behind: But there is always a past beyond.

Not knowing who exactly the messangers were, she tried to carefully listen to each of their words by not saying too much. Indeed, it was not the talking people liked her for, but the fact, that she was nice to talk to.

Being a mailbox made her feel useful. Being a mailbox gave her a meaning. Nothing to do but listening and watching out for the seat not to break. She does not move, she is not moved, people know where to find her. No opening hours. No questions. No atonements. No choice.

Whenever she had a message to deliver, she would simply swallow it.